Mittwoch, 29. April 2015

Dillo Memories


Das ist Dillo, mit richtigem Namen Urs Werner Müller, den ich eigentlich erst nach seinem viel zu frühen Tod  vor genau 10 Jahren erfuhr. Dillo war deutschsprechender Schweizer, Juwelier von Beruf. Hier auf Rodigues hatte er einen kleinen Schmuckladen in Port Mathurin.Alle kannten ihn als Dillo, der immer ein offenes Ohr und einen sehr speziellen trockenen Humor hatte, er war beliebt bei Einheimischen und Touristen, die gerne seine geschmackvollen Kreationen kauften.Ich bin oft bei ihm vorbeigegangen, auf ein Hallo oder einen kleinen Schwatz. Er mochte Kinder, Hunde und die Insel. Er starb mit nur 44 Jahren, kurz bevor er heiraten wollte, er hatte bereits eine kleine Tochter und war im Begriff erneut Vater zu werden.Ein plötzlicher Herzinfarkt in seinem Laden gegen Mittag riss ihn, der so lebensfroh war, abrupt aus all seinen Plänen. -

This is Dillo, whose real name was Urs Werner Müller, a name I learned only after his untimely death exactly 10 years ago. Dillo was a German-speaking Swiss, jeweler by profession. Here on Rodigues he had a small jewelry store in Port Mathurin. Everybody knew him as Dillo, who always had an open ear and a very special dry sense of humor, he was popular with locals and tourists who liked to buy his tasty creations. I often passed by on a quick hello or a little chat. He liked kids, dogs and the island. He died with only 44 years, just before he was going to marry. He was already father of a little girl and was going to become a father again. A sudden heart attack in his shop around noon tore him who was always so cheerful, abruptly out of all his plans.


Sein Geschäft in Port Mathurin. -
 His jewelry store in Port Mathurin

Als Ausländer, der seine Heimat knapp 12000 km entfernt auf einer Insel im Indischen Ozean gefunden hatte, beinhaltet Sterben eine ganze Reihe Unwägbarkeiten für die Angehörigen. Viele Fragen müssen so schnell wie möglich geklärt und Kontakt zur Herkunftsfamilie hergestellt werden. In Rodrigues finden wegen des Klimas Bestattungen immer gleich am nächsten Tag statt, Kühlräume im Krankenhaus sind begrenzt. Damals gab es nur einen solchen Raum und glücklicherweise war er  auch frei.
Auf Bitte von Dillo's Lebensgefährtin habe ich den Kontakt zu seinem Bruder hergestellt, die Familie hätte gerne eine Verbrennung gehabt um die Asche Dillos dann später in die Schweiz bringen zu können. Da es hier nur auf Mauritius ein Krematorium gab (noch immer so), war der Wunsch nicht ganz einfach umzusetzen. Bei den entsprechenden Behörden holte ich allgemeine Informationen ein, sodass die Angehörigen, die nach Rodrigues kommen würden, bereits alles Wesentliche für eine Entscheidung auf dem Weg hierher bedenken konnten.-

As a foreigner, who had found his home nearly 12000 km away on an island in the Indian Ocean dying causes a number of uncertainties for the peers. Many questions need to be clarified as soon as possible and contact to the family of origin has to be made. Because of the climate burials take place in Rodrigues always on the next day, cold rooms in the hospital are limited. At that time there was only one for two persons and fortunately it was free.
At the request of Dillo's girlfriend I got in touch with his brother, the family would have liked an incineration in order to bring Dillo's ashes later to Switzerland for a commemoration in presence of his mother who was not able to travel. Yes, there was a crematorium but only on Mauritius (still so), the family's request was not easy to realise.With the authorities concerned, I caught up with general information, so that the relatives who would come to Rodrigues, already had all the essentials for taking a final decision.

Zum besseren Verständnis hier ein Auszug aus einer Mail an Dillo's family

"Es gibt die Möglichkeit des Verbrennens auch hier in Rodrigues. Dies ist zwar absolut unüblich und nicht vergleichbar mit dem Einäschern in einem Krematorium - es ist in den letzten 50 Jahren wohl nur einmal gemacht worden. In diesem Fall müsste Holz von euch gekauft werden und das örtliche Gesundheitsdepartment würde sich drum kuemmern, einen nicht einfach zugänglichen und sicheren Platz zu finden, wo das unter der Leitung des Principal Health Inspector vorgenommen würde. Man hat uns geraten, in diesem Fall, Hindus hier zu fragen, wie das am Besten mit dem Holz gemacht werden kann, sodass man doch einiges an Asche einsammeln kann. Natürlich wäre es dann nicht die reine Asche wie beim elektrischen Verbrennen in einem Krematorium. Eine Urne sollte mitgebracht werden, da es hier keine gibt. Ein Brief wegen der Ausfuhr der Asche müsste geschrieben werden nach Mauritius.

Da das so unüblich ist, habe ich heute mittag noch den amtierenden Gesundheitscommissioner aufgesucht und mir das bestätigen lassen. Er selbst wusste von der Möglichkeit überhaupt nichts, hat dann Rücksprache genommen mit dem Inspektor und mir dann gesagt, dass er von seiner Seite keinen Einspruch hätte, da es ganz offensichtlich im gesetzlichen Rahmen wäre.

Bei dem Akt des Verbrennens wäre es sogar möglich, dass Familienangehörige dabei sein könnten. Kosten würden von amtlicher Seite nicht anfallen bis auf das Holz um das sich vorher gekümmert werden müsste, wahrscheinlich auch Transport und vielleicht etwas Geld für den Mann, der sich im Krankenhaus kümmern müsste um den Körper von Dillo herzurichten. Das sind Details um die wir uns jetzt erstmal (noch) nicht gekuemmert haben."

 For a better understanding here a translated excerpt from an email to Dillo's family
"There is the possibility of burning a corps here in Rodrigues But it is absolutely unusual, and not at all comparable to an incineration in a crematorium -. It has been made only once on the island in the last 50 years. In this case you would have to buy wood and. the local Health Department would take care to find a not easily accessible and safe place, where the burning would take place under the direction of the Principal Health Inspector. They have advised us to ask Hindus here how to deal with the wood so that afterwards ashes can be picked up. Of course it would not be pure ash as with the electrical burning in a crematorium. An urn should be brought by you as one can not get them here.. A letter concerning a permit to export the ash must be written to Mauritius.
Since this is so unusual, I visited this afternoon the Health Commissioner in office to get a confirmation on that information. He himself was unaware of the possibility, he had to consult with the inspector and then told me that he would have no objection on his part, since it would obviously be within the legal framework.
As to the act of burning, even family members could be present. Official costs would not incur, except of the wood which has to be organised in advance and probably for the man who would take care in the hospital to prepare the body of Dillo and the transport.But these are details we have not yet dealt with."


Wie man hier sehen kann, Dillo wurde tatsächlich verbrannt. Der Platz, der von der Administration ausgesucht wurde, war zwar schwer zugänglich für alle Beteiligten, doch  ideal, wenn man wusste, wie sehr Dillo genau diese Gegend geliebt hat. 
Und ja, ganz so einfach wie es oben im Brief wirkte, war es dann doch alles nicht. Das Holz musste richtig geschlagen werden (auch dafür brauchte es noch eine Genehmigung. Mit Hilfe der Polizei bekamen wir Kontakt zu Angehörigen der SMF, eine Art hier stationierte Mobile Force aus Mauritius und fast alle Hindus, somit vertraut mit den Riten einer Verbrennung.-

As you can see here, Dillo was actually burned. The site, which was chosen by the Administration was quite difficult to access for everyone involved, but ideal if you knew how much Dillo loved this same area. 
And yes, it turned out to be not quite as simple as it seemed in the letter above. The wood had to be cut (a permit for that we needed too). With the help of the police, we got in touch with members of the SMF, a kind of locally stationed Mobile Force from Mauritius and being almost all Hindus, thus familiar with the rites of  burning a dead.-


 Immer auch an Dillo denkend, waren wir sicher, er hätte die Entscheidung dazu, ihn nicht einfach nur zu beerdigen wie hier im überwiegend katholischen Rodrigues üblich, nicht nur gutgeheißen, sondern er wäre fast wohl auch begeistert gewesen. Er war ein Freigeist, der Rodrigues, das Meer und die Luft hier liebte. Er hatte Familie und Freunde hier und dass ein Teil seiner Asche hinterher in die Schweiz ging, entsprach ihm ganz sicher auch, denn er hing auch an seiner Mutter, Christoph und Regula, seinen Geschwistern, die den Weg machten, um seinen Abschied von der Welt hier zu begleiten. -
  
Always thinking of Dillo, we were sure that he would have not only have approved of the decision to burn him, instead of burying him as usual in the predominantly Catholic Rodrigues, probably he would have been almost excited about it. He was a free spirit who loved Rodrigues, the sea and the air. He had family and friends here, and that afterwards some of his ashes went to Switzerland, suited him certainly well too, for he also clung to his mother, Christoph and Regula, his siblings who came to accompany him on his final way of departure from this world to another.

 
 Es gibt nicht viele, die einen Abgang mit Meerblick haben....-
not many have the privilege to depart with sea view...
 
Auch wenn sein Laden nun ganz anders aussieht und sein Dillo Schild mittlerweile mit uns umgezogen ist, es gibt immer noch viele, die an ihn denken, ihn grüßen, wenn sie von Zeit zu Zeit am Meer in der Gegend sind...-

Although his shop now looks very different and the Dillo-plate has moved with us in the meantime, there are still many who think of him, greeting him from time to time when they spend time at the sea side in that area...-