"Die Kindheitsforscherin und Schriftstellerin Alice Miller ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Das teilte der Suhrkamp-Verlag in Berlin mit. Miller starb demnach bereits am 14. April in ihrer Heimat in der französischen Provence. Die Beisetzung habe auf Wunsch der Autorin im engsten Familienkreis stattgefunden.
Zu den bekanntesten Werken der 1923 in Polen geborenen Miller gehört das 1979 erschienene Buch "Das Drama des begabten Kindes und die Suche nach dem wahren Selbst". Darin beschreibt sie unter anderem die psychologischen Folgen, die Gewalt und Misshandlung in der Kindheit haben kann. Eine ihrer provokantesten Thesen lautete: "In jedem noch so schrecklichen Diktator, Massenmörder, Terroristen steckt ausnahmslos ein einst schwer gedemütigtes Kind, das nur dank der absoluten Verleugnung seiner Gefühle der totalen Ohnmacht überlebt hat." Als Fallbeispiele für diese Thesen analysierte sie unter anderem auch die Kindheit Adolf Hitlers.
Damit grenzte sich Miller deutlich von der Psychoanalyse ab, die sie als "System zur Unterdrückung der Wahrheit" kritisierte, da diese aus ihrer Sicht in alter Tradition das Kind beschuldigt und die Eltern schont. Zuletzt erschien von ihr "Dein gerettetes Leben", das 2008 veröffentlicht wurde und in dem sie für eine liebevolle und gewaltfreie Kindeserziehung plädierte."
Gerade erst fand ich die Meldung, dass Alice Miller diesen Monat gestorben ist. Auch wenn dieser Monat voll war von vielen dramatischen Ereignissen, so möchte ich dennoch dieser bemerkenswerten Dame an dieser Stelle einen kleinen Beitrag widmen, für sie, die sich bis kurz vor ihrem Tod mit großem Engagement in ihrer Domäne der Psychotherapie für misshandelte Kinder, bzw. das verletzte Kind in uns, eingesetzt und eine gewaltfreie Erziehung gefordert hat.
Alice Millers Arbeit hat mich nicht nur während meines Studiums begleitet, ihre Erkenntnisse waren bahnbrechend für alle, die sich näher mit der Dynamik von Gewalt beschäftigt haben, und wichtiger noch, sie verhalfen endlich all denen zu einer Stimme, deren ganz persönliche Gewalterfahrungen nicht gehört, bagatellisiert oder verdreht wurden. Sich mit dem verletzten Kind in uns zu konfrontieren, es innerhalb der eigenen Biografie anzunehmen, ist eine unabdingbare Voraussetzung auf dem Weg der Heilung und der Möglichkeit, als Erwachsene/r selbst nicht zu verletzen...Ich möchte Alice Miller für ihre unschätzbare Arbeit danken, die -leider- bis heute nichts an Aktualität verloren hat...RIP!
Only recently I found the message that Alice Miller has passed away this month. Although this month has been full of many dramatic events, I would nevertheless like to dedicate this remarkable lady a small contribution. Alice Miller was committed to one cause, which can't be estimated high enough, as psychotherapist and in her books she fought for abused children, the wounded child in grown-ups and she called for a non-violent upbringing.
Alice Miller's work has been with me not only during my studies, her findings were groundbreaking for all who have been closely engaged with the dynamics of violence, and more importantly, she gave all those a voice whose very personal experience of violence was not heard, was played down or had been twisted. To accept the confrontation with the wounded child in us as part of one's biography, is a prerequisite on the path of healing and for the possibility to end the circle of abuse as an adult.... I would like to thank Alice Miller for her invaluable work which -unfortunately- hasn't lost anything of its significance until today ... RIP!
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Einen lesenswerten Nachruf kann man auch im Tagesspiegel vom 24.4.2010 finden:
Some of Alice Miller's books:
- The Drama of the Gifted Child (Das Drama des begabten Kindes, 1979)
- For Your Own Good (Am Anfang war Erziehung, 1980)
- Thou Shalt Not Be Aware (Du sollst nicht merken, 1981)
- The Untouched Key (Der gemiedene Schlüssel, 1988)
- Banished Knowledge (Das verbannte Wissen, 1988)
- Breaking Down the Wall of Silence (Abbruch der Schweigemauer, 1990)
Read more here and on Alice Miller's website (eng., dt, frc.)
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