16.04.2000 -Young anarchist feminists at anti-globalization rally and protest quote Emma Goldman Photo:Carolmooredc
Gestern nacht tanzten noch die Hexen in der Walpurgisnacht, heute ist schon der 1.Mai und da dachte ich, es sei eine gute Idee mal was aus meinen schier unendlich scheinenden Blog-Entwürfen, - Beiträge, die irgendwie nie fertig werden-, zu zaubern. Und wer könnte da besser geeignet sein als Emma Goldman, quasi eine Schnittstelle zwischen gestern und heute, der Frauen- und Arbeiterbewegung, den Kämpfen um Freiheit und Gerechtigkeit, wozu u.a. eben auch der leidenschaftliche Kampf um menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen gehört. Ihre 3 bändige Autobiographie "Gelebtes Leben" habe ich vor mehr als 40 Jahren verschlungen und ich könnte heute nicht mehr sagen, was mich damals mehr angesprochen hat, ihr unerschütterlicher Kampfgeist für eine gerechtere Welt oder das Bestehen darauf, dass lustvolle Lebendigkeit, das Schöne und das Unkonventionelle mit zu dieser Welt gehören. Wahrscheinlich ist es genau beides. -
Last night the witches were still dancing on Walpurgis Night, today is May 1 and I thought it was a good idea to conjure up something out of my seemingly endless blog drafts - posts that somehow never get finished. And who could be better suited than Emma Goldman, quasi an interface between yesterday and today, the women's and labour movement, the struggles for freedom and justice, which includes the passionate struggle for decent working and living conditions. I devoured her 3 volume autobiography "Living my Life" more than 40 years ago and I couldn't say today what appealed to me more back then, her unshakable fighting spirit for a fairer world or the insistence that lustful vitality, the beautiful and the unconvential belong to this world too. It's probably both. -
Emma Goldman seated, photo by T. Kajiwara, 1911 July 15. Library of Congress
Emma Goldman
* 27. Juni 1869 in Kowno, today Lithuania (Litauen)
Emma Goldman lebte in Russland, den USA und Europa – und sie war eine der bedeutendsten Figuren des Anarchismus. In ihrer 1931 erstmals veröffentlichten Biografie schildert Goldman ihren Kampf für die Rechte von Frauen und Arbeitern. (...)
Sie war und ist
eine der berühmtesten und einflussreichsten Figuren der anarchistischen
Bewegung: Emma Goldman, „die rote Emma“. 1885 verließ sie mit 17 Jahren,
wie viele Juden, das pogromgeschüttelte Russland in Richtung USA, dem
Land der Freiheit, wo man sich eine bessere Zukunft erhoffte.
Doch
nicht nur war der Weg zu dieser besseren Zukunft steinig und führte
über Jahre ausbeuterischer, schlecht bezahlter Lohnarbeit unter
schlechten Bedingungen in den Fabriken der aufsteigenden
Industriegesellschaft; auch die Freiheit erwies sich als brüchig: Trotz
liberaler Gesetze und verbriefter Rede- und Versammlungsfreiheit erlebte
sie, dass Proteste von Arbeitern auch in den USA oft brutal
niedergeschlagen wurden und Reden, die sozialistisches Gedankengut
verbreiteten, auch hier von der Polizei mit Gewalt unterbunden wurden.
Emma
Goldman politisierte sich in Folge dieser Erfahrungen sehr schnell,
fand Zugang zur Arbeiterbewegung und zu anarchistischen Denkern wie dem
Deutschen Johann Most, Herausgeber der Zeitung „Die Freiheit“. Sie
verließ die Provinzstadt Rochester und eine unglückliche Ehe in Richtung
New York, begann für Most zu arbeiten und nahm selbstbewusst und ohne
sich um Konventionen zu scheren eine über die Jahre lange Reihe von
interessanten Männern zu Gefährten und Liebhabern.
Schon bald
wurde sie zu einer viel beachteten Rednerin und Vortragsreisenden in
Sachen Arbeiterbewegung und Frauenemanzipation, war aber auch immer
wieder Repressalien und Verhaftungen ausgesetzt.
1919 als
Anarchistin aus den USA ausgewiesen, lebte sie bis zu ihrem Tod 1940
vornehmlich in Europa, wo sie unter anderem auch ihre Autobiografie
schrieb, die 1931 unter dem Titel „Living my Life“ erschien und 1978 ins
Deutsche übersetzt wurde. ...
Das gut 900-seitige Werk
ist eine erstaunlich aufregende Lektüre. Das liegt nicht nur daran, dass
das Leben Emma Goldmans über die Jahrzehnte und Kontinente hinweg
überaus aktiv und ereignisreich war, voller Begegnungen mit
interessanten Zeitgenossen, von Sigmund Freud bis Jack London und voller
abenteuerlicher bis haarsträubender Auseinandersetzungen mit Politik,
Justiz, Polizei.
Es ist auch dem Tonfall geschuldet, in dem Emma
Goldman dies alles beschreibt: der leidenschaftlichen, gleichsam
atemlosen Getriebenheit, die sich durch die Seiten zieht, und die einen
hineinzieht in das Entsetzen, die Entrüstung, das Engagement der
Autorin.
Auch in ihre privat-politischen Gefühle: denn nicht nur
Arbeiterbewegung und Freiheitsrechte treiben sie um – auch
Gleichberechtigung der Geschlechter, freie Sexualität und Liebe gehören
zu ihren zentralen Themen, nicht nur intellektuell, sondern auch im
realen Leben. Emma Goldman verliebt sich immer wieder, bis ins
hohe Alter, und sie spricht mit einer für die Zeit erstaunlichen
Offenheit über Sex und sexuelles Begehren. Das unglaublich frei „gelebte
Leben“ wird dem Lesenden in all seinen Facetten sehr plastisch vor
Augen geführt.
Goldmans Memoiren sind aber auch unter einem
anderen Blickwinkel interessant: Sie erinnern daran, wie sich der
Anarchismus als Bewegung nicht nur in einer Serie von spektakulären
politischen Morden äußerte, sondern vor allem im Kampf um
Freiheitsrechte; und wie hart um 1900 gekämpft werden musste um so
basale Rechte wie den Acht-Stunden-Tag oder die Redefreiheit. Und wie
mühsam und aufopferungsvoll auch in demokratisch verfassten Staaten die
Durchsetzung politischer Rechte war und womöglich immer ist (source). -
Emma Goldman lived in Russia, the United States and Europe - and she was one of the most important figures in anarchism. In her biography, first published in 1931, Goldman describes her struggle for the rights of women and workers. (...)
She was and is one of the most famous and influential figures of the anarchist movement: Emma Goldman, "the red Emma". In 1885, at the age of 17, like many Jews, she left pogrom-torn Russia for the USA, the land of freedom, where people hoped for a better future.
But not only was the way to this better future stony and led over years of exploitative, poorly paid wage labor under poor conditions in the factories of the rising industrial society; freedom also proved to be fragile: Despite liberal laws and documented freedom of speech and assembly, she experienced that protests by workers in the USA were often brutally suppressed and speeches that spread socialist ideas were violently suppressed by the police here too. Emma Goldman quickly became politicized as a result of these experiences and found access to the labor movement and anarchist thinkers such as the German Johann Most, editor of the newspaper “Die Freiheit”.
Leaving the provincial town of Rochester and an unhappy marriage for New York, she began working for Most, and confidently and without worrying about convention, she took on a number of interesting men as companions and lovers over the years. She soon became a highly respected speaker and lecture traveler on issues relating to the labour movement and women's emancipation, but was also repeatedly subjected to reprisals and arrests.
Expelled from the USA in 1919 as an anarchist, she lived mainly in Europe until her death in 1940, where she wrote her autobiography, which appeared in 1931 under the title "Living my Life" and was translated into German in 1978. ...
The 900-page work is astonishingly exciting read. This is not only due to the fact that Emma Goldman's life has been extremely active and eventful over the decades and continents, full of encounters with interesting contemporaries, from Sigmund Freud to Jack London and full of adventurous to hair-raising arguments with politics, the judiciary and the police. It is also due to the tone in which Emma Goldman describes all of this: the passionate, almost breathless drive that runs through the pages and draws one into the horror, indignation, and commitment of the author. Also into her private-political feelings: because she is not only worried about the labour movement and freedom rights - gender equality, free sexuality and love are central issues too, not only intellectually, but also in real life. Emma Goldman falls in love again and again, well into old age, and she speaks about sex and sexual desire with a surprisingly frankness for the time. The unbelievably free "lived life" is shown to the reader in all its facets very vividly.
Goldman's memoirs are also interesting from another point of view: They recall how anarchism as a movement expressed itself not only in a series of spectacular political murders, but above all in the struggle for freedom rights; and how hard it was to fight around 1900 for such basic rights as the eight-hour day or freedom of speech. And how labourious and self-sacrificing, even in democratically constituted states, the enforcement of political rights was and possibly always is.
Denken
Emma Goldman war eine US-amerikanische Anarchistin und Friedensaktivistin. Sie wurde bekannt durch ihre Schriften und Reden, als „rebellische Frau“ von Anhängern gefeiert und von Kritikern als Fürsprecherin politisch motivierter Morde und gewalttätiger Aufstände verurteilt. Hoover hielt sie für die gefährlichste Faru in Amerika...Goldman spielte eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung einer anarchistischen politischen Philosophie in den USA und in Europa in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie emigrierte im Alter von 17 Jahren in die USA und wurde später nach Russland deportiert, wo sie Zeugin der Auswirkungen der Russischen Revolution von 1917 wurde. Sie verbrachte einige Jahre in Südfrankreich, wo sie ihre Autobiographie „Gelebtes Leben“ und andere Werke verfasste, ehe sie 1936 am Spanischen Bürgerkrieg als englischsprachige Vertretung des Iberisch Anarchistischen Bundes (CNT-FAI) in London teilnahm. Sie gilt als herausragende Figur sowohl des US-amerikanischen Anarchismus als auch der frühen US-amerikanischen Friedensbewegung.Ihre Schriften und Vorträge umfassten eine Vielzahl von Themen, darunter Gefängnisse, Atheismus, Redefreiheit, Militarismus, Kapitalismus, Ehe, freie Liebe und Homosexualität. Obwohl sie sich vom Feminismus der ersten Welle und seinen Bemühungen um das Frauenwahlrecht distanzierte, entwickelte sie neue Wege, um die Geschlechterpolitik in den Anarchismus einzubeziehen. -
Philosophy
Emma Goldman was an American anarchist and peace activist. She became known through her writings and speeches, hailed as a "rebellious woman" by supporters and condemned by critics as an advocate of politically motivated murders and violent uprisings. Hoover thought she was the most dangerous woman in America ... Goldman played a crucial role in the development of anarchist political philosophy in the United States and Europe in the first half of the 20th century. She emigrated to the United States at the age of 17 and was later deported to Russia, where she witnessed the effects of the 1917 Russian Revolution. She spent a few years in the south of France, where she wrote her autobiography “Living my Life” and other works, before she took part in the Spanish Civil War in 1936 as the English-speaking representation of the Iberian Anarchist Federation (CNT-FAI) in London. She is considered a prominent figure in both US anarchism and the early US peace movement. Her writing and lectures spanned a wide variety of issues, including prisons, atheism, freedom of speech, militarism, capitalism, marriage, free love, and homosexuality. Although she distanced herself from first-wave feminism and its efforts toward women's suffrage, she developed new ways of incorporating gender politics into anarchism.
Kindheit & Jugend
Im Alter von sieben Jahren zog Goldman mit ihrer Familie in die preußische Stadt Königsberg (damals Teil des Deutschen Reiches) und schrieb sich an einer Realschule ein. Ein Lehrer bestrafte ungehorsame Schüler - insbesondere Goldman -, indem er ihnen mit einem Lineal auf die Hände schlug. Ein anderer Lehrer versuchte, seine Schülerinnen zu belästigen und wurde entlassen, als Goldman sich wehrte. In ihrem Deutschlehrer fand sie einen sympathischen Mentor, der ihr Bücher auslieh und sie sogar in eine Oper brachte. Als leidenschaftliche Schülerin bestand Goldman die Prüfung für die Zulassung zu einem Gymnasium, aber ihr Religionslehrer weigerte sich, eine Bescheinigung über gutes Benehmen vorzulegen, und so konnte sie nicht zum Gymnasium wechseln.
Die Familie zog in die russische Stadt Sankt Petersburg, wo ihr Vater ein erfolgloses Geschäft nach dem anderen eröffnete. Ihre Armut zwang die Kinder zur Arbeit, und Goldman nahm eine Reihe von Jobs an, darunter einen in einem Korsettladen. Als Teenager bat Goldman ihren Vater, ihr die Rückkehr zur Schule zu erlauben, aber stattdessen warf er ihr französisches Buch ins Feuer und rief: "Mädchen müssen nicht viel lernen! Eine jüdische Tochter muss nur wissen, wie man gefilten Fisch zubereitet , Nudeln fein schneidet und dem Mann viele Kinder gibt. "
Goldman verfolgte jedoch eine eigenständige Ausbildung und begann bald, die politischen Turbulenzen um sie herum zu untersuchen, insbesondere die Nihilisten, die für die Ermordung von Alexander II. von Russland verantwortlich waren. Die folgenden Turbulenzen faszinierten Goldman, obwohl sie sie zu diesem Zeitpunkt nicht vollständig verstand. Als sie Chernyshevskys Roman "Was ist zu tun?" (1863) las, fand sie ein Vorbild in der Protagonistin Vera, die eine nihilistische Philosophie aufgreift und ihrer repressiven Familie entkommt, um frei zu leben und eine Nähgenossenschaft zu organisieren. Das Buch begeisterte Goldman und blieb ihr ein ganzes Leben lang eine Quelle der Inspiration.
Ihr Vater bestand weiterhin auf einer häuslichen Zukunft für sie, und er versuchte, sie im Alter von fünfzehn Jahren zu verheiraten. Sie kämpften ständig um das Thema; er beschwerte sich, dass sie eine "lockere" Frau werde und sie bestand darauf, dass sie allein aus Liebe heiraten würde. Im Korsettladen war sie gezwungen, unerwünschte Vorstöße russischer Offiziere und anderer Männer abzuwehren. Ein hartnäckiger Bewerber brachte sie in ein Hotelzimmer und verübte das, was Goldman als "gewalttätigen Kontakt" bezeichnete. Zwei Biographen nennen es Vergewaltigung. Sie war verblüfft über die Erfahrung, überwältigt von "dem Schock über die Entdeckung, dass der Kontakt zwischen Mann und Frau so brutal und schmerzhaft sein könnte". Goldman hatte das Gefühl, dass die Begegnung ihre Interaktion mit Männern für immer beeinträchtigte.-
Childhood & Youth
At the age of seven, Goldman moved with her family to the Prussian city of Königsberg and she enrolled in a of the German Empire), and she enrolled in a Realschule. One teacher punished disobedient students—targeting Goldman in particular—by beating their hands with a ruler. Another teacher tried to molest his female students and was fired when Goldman fought back. She found a sympathetic mentor in her German teacher, who loaned her books and even took her to an opera. A passionate student, Goldman passed the exam for admission into a gymnasium, but her religion teacher refused to provide a certificate of good behavior and she was unable to attend.
The family moved to the Russian city of Saint Petersburg, where her father opened one unsuccessful store after another. Their poverty forced the children to work, and Goldman took an assortment of jobs including one in a corset shop. As a teenager Goldman begged her father to allow her to return to school, but instead he threw her French book into the fire and shouted: "Girls do not have to learn much! All a Jewish daughter needs to know is how to prepare gefilte fish, cut noodles fine, and give the man plenty of children."
Goldman pursued an independent education on her own, however, and soon began to study the political turmoil around her, particularly the Nihilists responsible for assassinating Alexander II of Russia. The ensuing turmoil intrigued Goldman, even though she did not fully understand it at the time. When she read Chernyshevsky's novel, What Is to Be Done? (1863), she found a role model in the protagonist Vera, who adopts a Nihilist philosophy and escapes her repressive family to live freely and organize a sewing cooperative. The book enthralled Goldman and remained a source of inspiration throughout her life.
Her father, meanwhile, continued to insist on a domestic future for her, and he tried to arrange for her to be married at the age of fifteen. They fought about the issue constantly; he complained that she was becoming a "loose" woman, and she insisted that she would marry for love alone. At the corset shop, she was forced to fend off unwelcome advances from Russian officers and other men. One persistent suitor took her into a hotel room and committed what Goldman called "violent contact"; two biographers call it rape. She was stunned by the experience, overcome by "shock at the discovery that the contact between man and woman could be so brutal and painful." Goldman felt that the encounter forever soured her interactions with men.
Anarchismus
Goldmans Mother Earth Magazin wurde zu einer Heimat radikaler Aktivisten und literarischer Freidenker in den USA.
Goldman's Mother Earth magazine became a home to radical activists and literary free thinkers around the US.
source
Goldman lehnte den Staat, die kapitalistische Wirtschaft und Religion ab und sah diese als unterdrückend und dem menschlichen Streben nach Freiheit entgegenstehend an. Sie stützte Kropotkins These, dass die Menschen von Natur soziale Wesen seien. Nur die Zerstörung der gesellschaftlichen Institutionen, die dem entgegenstehen, könnten die Solidarität wirklich freisetzen. Das Ziel der befreiten Gesellschaft ist für Goldman der möglichst freie Ausdruck aller versteckten Fähigkeiten und Individuen. Goldman hat sich in ihren Arbeiten vor allem auf Proudhon, Bakunin und Kropotkin gestützt. Weitere Bezüge finden sich zu Stirner, Nietzsche, Ibsen und Freud.-
Goldman rejected the state, capitalist economy and religion, viewing them as oppressive and contrary to the human pursuit of freedom. She supported Kropotkin's thesis that humans are social beings by nature. Only the destruction of the social institutions that oppose this could really set solidarity free. For Goldman, the goal of a liberated society is the free expression of all hidden abilities and individuals. Goldman relied mainly on Proudhon, Bakunin and Kropotkin in her work. Further references can be found to Stirner, Nietzsche, Ibsen and Freud.
Frauenbefreiung und freie Liebe
Goldman verknüpfte anarchistische mit feministischen Positionen, in dem sie die Missstände, die zur Unterdrückung des weiblichen Geschlechts führten, als gesamtgesellschaftliches Problem begriff. Die Unterdrückung der Frau setzt sie mit der Unterdrückung der Bevölkerung gleich und forderte danach einen gleichzeitigen Kampf für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Frau mit dem für eine befreite Gesellschaft. Die wahre Emanzipation schließt für sie die Männer ein.
Goldman lehnte die reine Gleichstellung der Frau mit dem Mann in einem hierarchischen System ab und vertrat in ihren Vorstellungen die Idee starker, selbstbewusster, selbstbestimmter Frauen, die ihrer Fähigkeiten, ihres Körpers und ihrer Sexualität bewusst sind.
Ein weiteres Feld Goldmans Aktivität betraf die Forderung der freien Geburtenkontrolle für die Frau, die sie etwa mit Vorträgen über Empfängnisverhütung unterstützte. Ungewollte Schwangerschaften schaffen nach Goldman unglückliche Kinder und verstärkten wirtschaftliche Nöte und Abhängigkeiten der Frau.
Nur unter der Vorgabe der Freiwilligkeit sah Goldman eine Möglichkeit zum selbstbestimmten Zusammenleben von Individuen. Sie befürwortete die freie Liebe und lehnte die Ehe als rein ökonomisches Instrument ab, das zu Abhängigkeit führe, tradierte Moralvorstellungen festige und sowohl Mann als Frau in ihrer Emanzipation behindere.
1897 schrieb sie:
"Ich fordere die Unabhängigkeit der Frau, ihr Recht, sich selbst zu ernähren, für sich selbst zu leben, zu lieben, wen sie will, oder so viele, wie sie will.Ich fordere Freiheit für beide Geschlechter, Handlungsfreiheit, Freiheit in Liebe und Freiheit in der Mutterschaft. " -
Women's liberation and free love
In 1897 she wrote:
"I demand the independence of woman, her right to support herself; to live for herself; to love whomever she pleases, or as many as she pleases. I demand freedom for both sexes, freedom of action, freedom in love and freedom in motherhood."
On her tombstone it says:
„Liberty will not descend to a people, a people must raise themselves to Liberty”
Auf ihrem Grabstein steht:
„Freiheit wird nicht zu einem Volk herabsteigen; ein Volk muss sich selbst zur Freiheit erheben“.
----
Nachwort: Emma Goldman, die "Frau ohne Land" und die Pandemie
„Die Influenza-Epidemie im ganzen Land hatte unser Gefängnis erreicht, und 35 Insassen wurden niedergeschlagen. Da es keine Krankenhauseinrichtungen gab, wurden die Patienten in ihren Zellen gehalten, wodurch die anderen Insassen einer Infektion ausgesetzt wurden. “
Als die Pandemie kam, befand sich Emma Goldman in einem Staatsgefängnis in Jefferson City, Missouri. Goldman und ihr lebenslanger Kamerad und revolutionärer Anarchist Alexander Berkman waren nach dem Selective Service Act von 1917 verhaftet worden, weil sie sich gegen die Einberufung verschworen hatten. Goldman hatte mit ihren Antikriegsreden und ihrer Organisation ein Publikum von Tausenden in den USA erreicht. Jetzt, nach Jahrzehnten unablässiger Tourneen, in denen anarchistische Ideen vertreten wurden - auch in kanadischen Städten -, wurde Goldman inhaftiert und Mother Earth, die Zeitschrift, die sie 1906 gründete und in deren Büro sie verhaftet wurde, wurde zusammen mit anderen Zeitschriften, die gegen den Ersten Weltkrieg und den Ersten Weltkrieg waren, verboten. Wehrpflichtige und inhaftierte Einwanderer gehören damals wie heute zu den am stärksten gefährdeten und bei einer Epidemie am grausamsten vernachlässigten Personen.
... Goldman, die eine Ausbildung zur Krankenschwester und Hebamme absolviert hatte und konkrete Erfahrungen mit den Gesundheitsbedürfnissen der New Yorker Arbeiterviertel hatte, trat ebenfalls in Aktion, als die Pandemie sie erreichte. Sie fragte den Gefängnisarzt, ob sie mit ihm zusammenarbeiten könne, um die Infizierten zu versorgen. Er war bereit; die Oberin, die glaubte, Goldman habe zu viel Freiheiten im Gefängnis, lehnte ab. Aber Goldman setzte sich durch und als die fleißigen Krankenschwestern schliefen, ging sie zu den Zellen und versuchte zu tun, was sie konnte, um es den infizierten Gefangenen bequemer zu machen. Damit war sie Teil einer wichtigen anarchistischen Tradition der gegenseitigen Hilfe.
Das Ende der Quarantäne kam im Januar 1919. Goldman wurde im September diesen Jahres aus dem Gefängnis entlassen. Aber Freilassung bedeutete für sie Deportation, nicht Freiheit. 1919 gab es auch eine Welle von Anti-Schwarz-Pogromen und Terror in den Vereinigten Staaten. Zusammen mit 248 anderen "im Ausland geborenen Radikalen" wurde Goldman aus New York City in das revolutionäre Russland deportiert, als der erste rote Schrecken Einzug hielt. Ihre war die erste politische Denaturierung eines US-Bürgers. Als sie New York City verließ, wurden Tausende von Mietstreiks von eingewanderten Arbeiterinnen in Manhattan, Brooklyn und der Bronx angeführt. Auch diese wurden "ausländischen Agitatoren" angelastet. Letztendlich wurden Tausende von Menschen deportiert, als der Staat einen koordinierten Angriff auf die radikale Linke einschließlich der Industriearbeiter der Welt startete.
Goldman steht auch dafür, eine politische Deportierte zu sein, die Exil, aber auch Einwanderung erlebt hat. Sie beschrieb sich selbst als „Frau ohne Land“, was ihr Verständnis von Rasse, Nation, Internationalismus und Exilpolitik prägte. Goldman würde nicht lange in Russland bleiben, und im Exil lebte sie drei Mal in Toronto. Ihr Recht, in Kanada zu leben, wurde durch eine „Mobilitätsheirat“ mit dem britischen Bergmann und Kameraden James Colton in einer Zeit ermöglicht, in der die kanadische Staatsbürgerschaft an die Briten gebunden war.
Goldman ist ein interessanter Fall einer Deportierten, die selbst eine unermüdliche Anti-Deportations-Aktivistin wurde. Wir betrachten ihre Arbeit in Toronto für anarchistische Flüchtlinge aus der Sowjetunion und dem spanischen Bürgerkrieg sowie ihre unermüdliche Kampagne für Atillio Bortolotti, den italienisch-kanadischen Anarchisten, den sie vor der Deportation und dem sicheren Tod im faschistischen Italien gerettet hat. Bortolotti starb 1995 vor 25 Jahren. Er vergaß Goldman nie, finanzierte eine Sammlung ihrer Reden und Schriften zum spanischen Bürgerkrieg und pflegte jahrzehntelang Generationen von Anarchisten in Detroit-Windsor und Toronto. Emma Goldman, oft als "die gefährlichste Frau der Welt" bezeichnet, starb vor 80 Jahren in Toronto, einer Stadt, in der sie fast vier Jahre lang ihre feministische und anarchistische Politik verfolgte. Der Jahrestag ihres Todes, der 14. Mai, kam inmitten einer Pandemie, die zur Verschiebung eines Symposiums über Goldman führte...-
Epilogue: Emma Goldman, the "woman without a country" & the pandemic
“The influenza epidemic raging through the country had reached our prison, and thirty-five inmates were stricken down. In the absence of any hospital facilities, the patients were kept in their cells, exposing the other inmates to infection.”
When the pandemic came, Emma Goldman was in a state penitentiary in Jefferson City, Missouri. Goldman and her life-long comrade and fellow revolutionary anarchist, Alexander Berkman, had been arrested under the Selective Service Act of 1917 for conspiring to oppose the draft. Goldman had been reaching audiences of thousands all over the US with her anti-war speeches and organizing. Now, after decades of ceaseless touring advocating anarchist ideas – including in Canadian cities – Goldman was imprisoned and Mother Earth, the journal she founded in 1906 and in whose office she was arrested, was banned along with other periodicals opposed to the First World War and conscription.Imprisoned people and immigration detainees, then as now, are among those most at risk and most cruelly neglected in an epidemic.
... Goldman, who had trained as a nurse and a midwife and had concrete experience with the healthcare needs of New York City’s working-class neighbourhoods, likewise swung into action as the pandemic reached her. She asked the prison doctor if she could work with him to care for those infected. He was willing; the head matron, who thought Goldman enjoyed too much prison liberty, refused. But Goldman prevailed and, when the hard-working nurses were asleep, she made her way around to the cells trying to do what she could to make the infected prisoners more comfortable. In doing so, she was part of an important anarchist tradition of mutual aid.
The end of quarantine would come in January, 1919. Goldman was released from prison in September of that year. But release meant deportation for her, not freedom. 1919 also saw a wave of anti-Black pogroms and terror in the United States. Along with 248 other “foreign-born radicals,” Goldman was deported to revolutionary Russia from New York City as the first Red Scare began to take hold. Hers was the first political denaturalization of a US citizen. As she was leaving New York City, thousands of rent strikes were being led by immigrant working-class women in Manhattan, Brooklyn, and the Bronx. These, too, were blamed on “foreign agitators.” Ultimately, thousands of people were deported as the state embarked on a coordinated attack on the radical left including the Industrial Workers of the World.
Goldman stands also for being a political deportee, experiencing exile but also immigration.She described herself as a “woman without a country” which shaped her understanding of race, nation, internationalism, and exile politics. Goldman would not stay long in Russia and, in exile, she lived in Toronto three different times, her right to reside in Canada enabled by a “mobility marriage” to British miner and comrade James Colton in an era when Canadian citizenship was tethered to British subjecthood.
Goldman is an interesting case of a deportee who herself became a tireless anti-deportation campaigner. We consider her work while in Toronto on behalf of anarchist refugees from the Soviet Union and the Spanish Civil War as well as her relentless campaigning for Atillio Bortolotti, the Italian-Canadian anarchist whom she saved from deportation and certain death in fascist Italy. Bortolotti died twenty-five years ago in 1995. He never forgot Goldman, financed a collection of her speeches and writings on the Spanish Civil War, and for decades nurtured generations of anarchists in Detroit-Windsor and Toronto.
Emma Goldman, often called “the world’s most dangerous woman,” died
80 years ago in Toronto, a city where she enacted her feminist and
anarchist politics for almost four years. The anniversary of her death,
May 14, arrived in the midst of a pandemic, one that led to the
postponement of a symposium on Goldman. ... (source)
Sources:
- Emma Goldman on wikipedia dt./ engl.
- "Living my life"/Emma Goldman (follow the link and you can read Emma Goldman's autobiography online!)
- Gelebtes Leben. Kramer, Berlin 1978
- Band 1. ISBN 3-87956-069-2
- Band 2. ISBN 3-87956-095-1
- Band 3. ISBN 3-87956-111-7
- Gelebtes Leben. Autobiographie. Nautilus, (928 Seiten, 48 Seiten Fotos. Mit einem Vorwort von Ilija Trojanow) Hamburg 2010 ISBN 978-3-89401-731-6
- Anarchistin, Frauenrechtlerin, Friedensaktivistin/Deutschlandfunk Kultur 27.10.2010
- The Emma Goldman Papers -War Resistance, Anti-Militarism, and Deportation, 1917-1919/Berkely Library
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen